Wir haben Myriam von M nach ihrer Erfahrung gefragt: Wie reagieren Menschen, die auffällige Befunde in der Krebsvorsorge erhalten haben? Was macht die Ungewissheit mit den Betroffenen?
Myriam von M: „Sehr oft kommen Menschen mit auffälligen Befunden zu mir. Meistens sind sie total verunsichert und wissen nicht, was das alles bedeutet. Einige denken direkt, dass sie Krebs haben, weil sie einfach nicht richtig aufgeklärt oder beraten worden sind. Sie haben Todesängste und denken oft, dass sie sterben müssen. Ich versuche sie dann erst mal zu beruhigen und ihnen zu erklären, dass es noch kein Krebs ist und dass sie nun verschiedene Optionen haben.
Am schlimmsten für die Betroffenen ist es aber, nicht zu wissen, wo die Reise hingeht. Der Psycho-Druck, alle paar Monate zur Untersuchung zu müssen, ist immens. Bei jeder Untersuchung könnten die Auffälligkeiten noch da oder sogar schlimmer geworden sein. Es fühlt sich für viele wie eine tickende Zeitbombe an. Manche denken dann so radikal, dass sie sich am liebsten das ganze Organ rausnehmen lassen würden. Dabei könnte es so viel einfacher für die Betroffenen sein. Es gibt beispielsweise im Bereich Gebärmutterhalskrebs einen einfachen Abstrichtest zur Diagnostik – mit schnellen Ergebnissen. So wird der Leidensdruck genommen und man kann handeln oder wirklich in Ruhe warten, bis der Körper den Befund von allein ausheilt. Deswegen ist mir meine Aufklärungsarbeit so wichtig.“
Doch was ist, wenn ein auffälliger Befund nicht von allein ausheilt? Was hilft einem Menschen, der plötzlich zu einem Krebspatienten wird?
Myriam von M: „Ich glaube, dass man den Menschen nach einer Krebsdiagnose niemals wirklich die Angst nehmen kann. Die Erfahrung zeigt: je länger die Diagnose zurückliegt und je länger man eine gesunde Phase hat, desto mehr Angst manifestiert sich. Man möchte die zurückgewonnene Gesundheit und damit auch die Normalität auf keinen Fall wieder hergeben. Man lernt auf eine gewisse Art damit zu leben und arrangiert sich mit dem Thema. Wirklich frei ist man aber nie wieder in seinem Leben. Was diesen Menschen am meisten hilft ist Normalität, Feingefühl und auch Zusammenhalt. Das Gefühl nicht alleine zu sein mit seinen Ängsten ist ganz und gar wichtig. Deswegen gebe ich meinen Patienten auch die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Sie haben alle letzten Endes das gleiche Ziel: So lange und glücklich zu überleben wie möglich.“
Vielen Dank Myriam von M, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast!